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Schaue mir in die Augen und sage mir wer ich bin - Ereignisse die mich geprägt haben

Mein duales Studium hat mich schon in den letzten wenigen Wochen stark zum Nachdenken angeregt...

 

Jeder Mensch ist anders - jeder Mensch schlägt einen anderen Weg ein. Selbst wenn sie genau die selben Voraussetzungen haben und das Umfeld das Gleiche ist - es quasi Zwillinge sind - könnten beide potenziell unterschiedlichste Wege einschlagen.

 

Ihr kennt doch sicherlich alle die Geschichte von den beiden Brüdern die von ihrem Alkoholabhängigen Vater immer wieder erniedrigt und geschlagen werden. 

 

Welche Wege könnten die beiden einschlagen? Auf einer Seite genau den selben Weg wählen, da sie ja nicht anderes kennen und nie besser vorgelebt bekomme haben. Der soziale Absturz ist quasi vorprogrammiert und unausweichlich? -> So wird der erste Bruder wie sein Vater.

 

Oder aber man erkennt, dass man nie so werden möchte und wandert genau in die entgegengesetzte Richtung. Hält sich von Alkohol fern, lernt fleißig und führt später ein organisiertes liebevolles Familienleben. Der zweite Bruder wird genau zum Gegenteil seines Vaters.

 

Doch für mich gibt es noch unendlich viele andere Wege mit Stolpersteinen, Herausforderungen, Rückschlagen, verschiedensten Entscheidungen und Erfahrungen, die hätten passieren können.

 

Fakt ist, der Weg für den sie sich entscheiden ist keineswegs 100 Prozentig vorgegeben. Man selbst trägt die Verantwortung für sein Leben und für das, was man später ist.

 

Auf die Frage, was meine 5 prägendsten Ereignisse waren, die mich zu dem Menschen machen, der ich heute bin und der jetzt soziale Arbeit studiert, habe ich folgendes geantwortet:

 

1) Meine Familie

Meine Familie ist mein Grundstein, alles womit ich Liebe, Zuneigung und Lehre verbinde. Ein starker Zusammenhalt.

Meine Familie ist alles für mich. -> darunter fällt natürlich auch die 

1.1) Geburt meines Bruders :) Ein wunderschönes Ereignis einem Menschen beim Aufwachsen zuzusehen - gemeinsam die Welt zu entdecken, zu lernen zu streiten und zu teilen.

 

2)Meine Schulzeit:

Leider war ich in der 5/6 Klasse ein richtiges Mobbing Opfer. Nicht nur das ich mich im Klassenverband nie integriert gefühlt habe. Es gab da leider auch 2 Mädels in der Oberstufe, die es sich offensichtlich zur Aufgabe gemacht hatten, all ihren Hass an mir auszulassen. Ich war 11/12 und eine graue Maus - total verunsichert und extrem schüchtern. Ich habe mir damals leider nicht zu helfen gewusst. Meine Noten wurden immer schlechter - ich bin abgerutscht. Mein Selbstwertgefühl war dahin - insofern ich überhaupt welches hatte. ->

2.1.) Schulwechsel:

Verdrehte Welt - alles war anders. Ich wurde herzlich aufgenommen. ich kam im Unterricht mit , war schnell Klassenbeste geworden. Total verwirrt von diesem Wandel hat sich bei mir dann ein ungesunder Ehrgeiz entwickelt, immer alles mit bestem Gewissen ohne Lücke schaffen zu müssen. 

 

3)Krankheit einer nahen Verwandten:

Während bzw. kurz vor meinem Schulwechsel wurde meine Mama schwer krank. Heute weiß ich das wir viel Glück hatten und ich sehr dankbar bin, das sie heute noch bei uns ist. Es war keine Schöne zeit. Wir haben sie wochenlang nicht gesehen, nicht gewusst was genau los war. Mein Papa war Hausmann/ Vater/Arbeitgeber/Ehemann zugleich und verständlicherweise auch etwas überfordert. Eine Verwandte hätte sich weitestgehend in dieser zeit um uns kümmern sollen. Jetzt im Nachhinein weiß ich, dass das nicht der Fall war und ich hauptsächlich die Verantwortung für mich und meinen Bruder getragen habe. Zu all dem Schulstress kam dann noch die Sorge um meine Mama. Heute weiß ich das diese nahe Verwandte auch krank ist. Das sie es nicht geschafft hat sich dem Alkohol zu entziehen. Wir haben es jahrelang mit gemacht und versucht zu helfen, letztendlich musste ich irgendwann mit 18 einsehen - dass ihnen niemand helfen kann, außer sie selbst. Und wenn sie selbst nichts ändern wollen, dann bist du machtlos. Die ständige Frage ob man etwas Falsch gemacht hat, ob man weniger Wert ist, weniger geliebt wird. Unverständnis gegenüber einer Sucht - einer Krankheit. Im Laufe dieser Geschichte sind viele Worte gefallen, die mich tief in meinem Inneren sehr verletzt haben. An denen ich jahrelang arbeiten musste, um zu verstehen... 

 

4)Meine Krankheit:

Mit der Oberstufe hat mein Körper angefangen zu rebellieren. Ich habe zunehmend ständig Erbrochen - stundenlang - ich war ausgelaugt, müde , hatte Schmerzen, traute mich kaum mehr etwas zu essen. Ich habe stark abgenommen, bis ich letztendlich bei knapp 46 kg Körpergewicht war. Kein Wunder wenn man nur 2 trockene Toast am Tag isst, aus Angst man bekäme wieder einen Anfall. Das Ganze zog sich über mehrere Jahre - immer wieder zum Arzt - ins Krankenhaus- Magen Spieglungen - Darm Sieglungen - Ultraschall etc. Dazu kam dann mein super toller Hautausschlag - Utikara - Nesselsucht. Angeschwollene Glieder, Schmerzen- Juckreiz - Hitze. Ich war gezwungen mein Abitur abzubrechen, mein Körper konnte einfach nicht mehr und keiner konnte mir sagen warum. Heute weiß ich das ich eine sehr starke Intoleranz habe, die meinen Körper in solch eine Verfassung versetzt. Diese Erleuchtung von dem Tag an- als ich mich Histamin ärmer ernährte und die ersten Symptome verschwanden, kann ich gar nicht in Worte fassen.

 

5) Selbstbestimmtheit

Meine damalige Ausbildung zur Arzthelferin habe ich nach 1 Monat wegen meiner Krankheit ebenfalls angebrochen. Zudem war es aber auch nicht das was ich wollte.

Ich habe mich gegen das entschieden was jeder von mir erwartet hat und für eine längere Auszeit. Während dieser Auszeit bin ich beim DRK eingetreten - habe dort meinen Sanitäter gemacht - bin darauf zur Feuerwehr gegangen - dort habe ich meine Grundausbildung absolviert. Alles Dinge, die ich vorher nie für möglich gehalten hätte. InFolge dessen ist mein Selbstbewusstsein gewachsen, ich war wieder unter Menschen. Es folgte regelmäßiger Sport und damit für mich auch loslassen vom Alltag- runter kommen und auspowern. Anschließend habe ich mein FSJ an einer Grundschule gemacht. Das war bisher für mich das bereichertste Erlebnis. Aus dieser Erfahrung habe ich auch gelernt, was ich später mal machen möchte. Ich möchte sozial engagiert sein und mit Kindern arbeiten - den unschuldigsten Wesen - so eines, wie ich es damals auch war. Daher studiere ich jetzt Jugend und Kinder Sozialpädagogik - soziale Arbeit in Mannheim.

 

Man wird also immer von äußeren Faktoren beeinflusst- wie stark ich mich beeinflussen lasse und in welche Richtung ich gehe- war letztendlich doch meine Entscheidung und auf meine Entscheidung bin ich Stolz. Ich bin Ich und das ist GUT so! Schau mir in meine Augen und sag mir wer ich bin? So funktioniert das nicht. Nur ich weiß WER ich bin und WER ich in ZUKUNFT sein möchte.

 

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